Bild mit KI erstellt (DALL-E)
Wie neurodivergente Kinder Freundschaften knüpfen lernen: praktische Alltagstipps für Eltern, mit Verständnis, Struktur und kleinen Schritten bei Autismus, ADHS, Hochsensibilität oder Hochbegabung.
"Warum hat mein Kind keine Freunde?" Diese Frage treibt viele Eltern um, deren Kinder neurodivergent sind. Ob bei Autismus, ADHS, Hochsensibilität oder Hochbegabung – soziale Kontakte entstehen oft nicht so leicht wie bei anderen Kindern.
Dabei wünschen sich die meisten Kinder, auch wenn sie es nicht offen zeigen, Kontakt zu anderen. Aber die Welt der sozialen Regeln ist komplex: Blickkontakt, Ironie, Gruppenspiele, Lautstärke oder spontane Gespräche können schnell überfordern.
Die gute Nachricht: Soziale Fähigkeiten sind lernbar – und Eltern können dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Der Begriff "neurodivergent" beschreibt Menschen, deren neurologische Entwicklung von der Norm abweicht. Dazu zählen z. B. Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, ADHS, Hochbegabung oder sensorischer Verarbeitungsstörung.
Im sozialen Kontext bedeutet das oft: Diese Kinder nehmen soziale Signale anders wahr, interpretieren sie anders – oder haben schlicht andere Bedürfnisse im Kontakt. Wichtig ist: Das ist keine "Störung", sondern eine Variante des Menschseins.
Auch wenn viele neurodivergente Kinder eher allein spielen, profitieren sie von echten Verbindungen:
Doch: Diese Kontakte müssen nicht immer "viele Freunde" bedeuten. Ein oder zwei echte Bezugskinder reichen oft völlig aus.
Nicht jedes Kind braucht eine Geburtstagsparty mit 15 Kindern. Fördern Sie lieber kleine, überschaubare Kontakte. Eine ruhige Spielverabredung zu zweit kann viel wertvoller sein als ein wildes Gruppenspiel.
Neurodivergente Kinder profitieren von Vorhersehbarkeit. Erklären Sie, wer kommt, was gespielt werden kann, wo Pausen möglich sind. Manche Kinder brauchen auch ein "Sicherheitsobjekt" oder einen Rückzugsort.
Achten Sie darauf, mit welchen Kindern Ihr Kind sich wohlfühlt. Das müssen nicht immer gleichaltrige sein. Oft funktionieren Kontakte mit jüngeren oder älteren Kindern besser, weil die Dynamik ruhiger ist.
Gerade jüngere Kinder brauchen manchmal Eltern als "soziale Brücke". Spielen Sie mit, übersetzen Sie Regeln, helfen Sie bei Missverständnissen. Aber ziehen Sie sich zurück, sobald es möglich ist.
Soziale Kontakte ermüden viele neurodivergente Kinder schneller. Planen Sie nach jedem Treffen Zeit zur Regeneration ein. Ein ruhiger Ort, ein vertrautes Ritual oder ein kurzer Spaziergang helfen beim "Runterkommen".
Vermeiden Sie überreizende Situationen (z. B. Indoor-Spielplätze, laute Kindergeburtstage). Ein strukturierter Nachmittag zu Hause mit ausgewähltem Spielmaterial ist oft deutlich gewinnbringender.
Was für viele Kinder intuitiv ist, muss anderen erklärt werden: Warten, Lächeln, Fragen stellen, Kompromisse finden. Nutzen Sie Bilder, Rollenspiele oder kleine Alltagssituationen zur Übung.
Kinder müssen nicht in Gruppen funktionieren, um "sozial kompetent" zu sein. Vielleicht kann Ihr Kind sehr gut trösten, Gespräche führen oder anderen etwas erklären. Machen Sie diese Stärken sichtbar.
Eltern sind nicht allein: Auch Erzieher\:innen, Lehrkräfte oder pädagogische Begleiter spielen eine zentrale Rolle im sozialen Erleben neurodivergenter Kinder. Gerade weil viele Kinder sich in Gruppen zurückziehen oder nicht klar zeigen, was sie brauchen, kommt der Beobachtung und Begleitung durch Außenstehende große Bedeutung zu.
Sensible Beobachtung statt vorschneller Bewertung: Ist das Kind wirklich „nicht sozial“ – oder überfordert vom Lärm, den Regeln oder der Gruppengröße?
Schaffung klarer Strukturen im Gruppenalltag: Rituale, klare Absprachen, überschaubare Gruppen und vorbereitete Spielsettings helfen, Unsicherheiten zu reduzieren.
Gezielte Förderung von Peer-Kontakten: Ein ruhiger Platz für ein Brettspiel zu zweit, eine Tandem-Aufgabe oder bewusst gesetzte Partnerwahl – kleine Impulse mit großer Wirkung.
Kooperation mit Eltern suchen: Ein offener, vorwurfsfreier Austausch über Beobachtungen, Wünsche und mögliche Hilfestellungen ist der Schlüssel für gemeinsames Verständnis.
Wichtig: Neurodivergente Kinder profitieren besonders von Fachkräften, die nicht „anpassen“, sondern verstehen möchten – und die Mut haben, individuelle Wege zu gehen.
Ein Kind mit Asperger-Syndrom fand in der Schule keinen Anschluss. Es liebte aber Bauklötze. Die Eltern luden gezielt ein anderes Kind ein, das auch gerne baute. Zunächst spielten beide nebeneinander. Später begannen sie, sich abzusprechen, Ideen zu tauschen – eine erste echte Freundschaft entstand.
Oder: Ein hochsensibles Kind lehnte Kinderfeste ab, fühlte sich aber bei einer ruhigen Bastelgruppe wohler. Hier kam es mit anderen ins Gespräch, weil keine lauten Reize ablenkten.
Diese Beispiele zeigen: Mit Geduld, passenden Rahmenbedingungen und wachsamen Blick für die Bedürfnisse des Kindes kann soziales Lernen gelingen.
Soziale Kontakte müssen nicht laut, wild oder zahlreich sein. Gerade neurodivergente Kinder brauchen passende Begegnungen – im eigenen Tempo, mit vertrauensvollen Menschen und unter klaren Bedingungen.
Eltern können viel bewirken, wenn sie ihre Kinder nicht in gängige Muster drängen, sondern ihren eigenen Weg unterstützen. Denn soziale Fähigkeit bedeutet nicht Anpassung, sondern Verbindung.
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